Wir sind Welterbe!
Am 6. Juli 2019 wurde die Montanregion Erzgebirge / Krušnohoří zum UNESCO-Welterbe ernannt. Sie wird durch 22 Bestandteile repräsentiert, von denen sich 17 auf sächsischer Seite und 5 auf tschechischer Seite befinden.
Diese lassen sich wiederum sechs historischen Bergbaugebieten zuordnen.
Dazu gehört auch die „Bergbaulandschaft Ehrenfriedersdorf“
Die Region um Ehrenfriedersdorf ist eine der ältesten mittelalterlichen Zinnerz-Bergbaugebiete Deutschlands. Bereits Anfang des 13. Jahrhunderts begannen Bergleute hier mit dem Abbau von Zinnerzen. Vermutlich bereits im 14. Jahrhundert wurde für die Aufschlagwasserzuführung der verschiedenen Bergbauanlagen der Röhrgraben angelegt. Mit der Entwicklung einer neuen Wasserhebetechnik, dem „Ehrenfriedersdorfer Kunstgezeug“, konnte der zeitweilig ruhende Bergbau im 16. Jahrhundert wieder aufgenommen werden. Das patentierte Verfahren verbreitete sich nachfolgend im gesamten Bergbau. Zahlreiche Tagesanlagen aus dem 19. bis 20. Jahrhundert sind erhalten, darunter der Sauberger Haupt- und Richtschacht und die Ruinen der Morgenröther Scheidebank auf dem Sauberg.
Hauptelemente und Objekte der „Bergbaulandschaft Ehrenfriedersdorf“ sind:
Der Röhrgraben ist einer der ältesten Kunstgräben des erzgebirgischen Bergbaus. Sein Bau fällt in die zweite Hälfte des 14. Jhds. Auf einer Länge von 5,5 km hat er ein Gefälle von ca. 24 m. Er führt durch den Ehrenfriedersdorfer Greifensteinwald, oberhalb des Greifenbachtales. Danach ist der Röhrgraben teilweise verrohrt und verläuft in nordwestlicher Richtung zum Sauberg. Vom Sauberg aus führte ein 1,7 km langes Grabenstück bis zur heutigen Gaststätte und Pension Sommerfrische, dem ehemaligen Vierunger Pochwerk, ins Seifental. Dieser Bereich des Grabens wurde Mitte des 18. Jhds. aufgegeben und verfiel. Der Röhrgraben diente der Wasserversorgung von Pochwerken, Wäschen und der Ehrenfriedersdorfer Zinnhütte, sowohl am Sauberg als auch im Seifental. Durch Georgius Agricola (1494-1555) ist außerdem die Versorgung von Ehrenfriedersdorfer Kunstgezeugen mit Wasser überliefert. Bis zur Einstellung des Bergbaus in Ehrenfriedersdorf im Jahr 1990 wurde das Wasser des Röhrgrabens zur Aufbereitung des Erzes genutzt und war der älteste noch betriebene Kunstgraben Deutschlands. Das Wasser wurde dafür mittels Pumpen in den Hochbehälter der Aufbereitung auf den Sauberg gefördert. Von 1999 bis 2002 wurde der Röhrgraben denkmalgerecht instandgesetzt.
Zentrales Gebäude der Sachgesamtheit Sauberger Haupt- und Richtschacht ist das Schachthaus. Das dreigeschossige Gebäude wurde nach der 1857 begonnenen Abteufung des Haupt- und Richtschachtes im Jahr 1861 errichtet und mehrmals umgebaut. Das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss bestehen aus verputztem Mauerwerk. Das zweite Obergeschoss sowie die Giebel sind in Fachwerkbauweise errichtet und zum Teil ausgefacht. Das Fachwerk wurde später mit Holz verschalt. Diese Verschalung ist heute mit Kunstschiefern beschlagen. Das Satteldach des Gebäudes wurde 1964/65 um eine Fördergerüstumhausung erweitert.
Das Haldengelände befindet sich südlich und westlich des Sauberger Haupt- und Richtschachtes und repräsentiert nur einen kleinen Bereich der ursprünglich unbewachsenen Haldenlandschaft, die den größten Teil des Sauberges einnimmt. Diese umfasste eine Vielzahl von Abraumhalden, welche vor der Betriebszeit des Sauberger Haupt- und Richtschachtes entstanden sind. Die Anordnung der Halden war typisch für die Haldenlandschaft des Sauberges vor der Anlage des Richtschachtes. Aktuell ist das Haldengelände durch natürlichen Anflug stark bewachsen.
Bei der Ruine aus Bruchsteinmauerwerk handelt es sich um die ehemalige Morgenröther Scheidebank, die bis um 1825 in Betrieb war. 1876 erfolgte ein Umbau der Scheidebank zu einem Erzvorratshaus. Um 1938 erfolgte ein Rückbau des Dachgeschosses und der beiden Fachwerkgiebel. In den 50iger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden die Mauern des oberen Stockwerkes entfernt. Eine umfangreiche Sanierung der heute noch sichtbaren Grundmauern erfolgte im Jahr 1992 im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.
Das Kulturhaus ist das flächenmäßig größte und das jüngste Gebäude der Sachgesamtheit Sauberger Haupt- und Richtschacht. Es wurde 1952 auf den Grundmauern des ehemaligen Mannschaftsgebäudes errichtet. Der Eingangsbereich und das darüber befindliche Treppenhaus sind dem Gebäude leicht vorgesetzt. Die Fenster des Treppenhauses sind groß gehalten und werden im Erdgeschoss durch drei Türen ergänzt. Der gesamte Vorbau präsentiert sich unverputzt in Bruchsteinmauerwerk. Das Kulturhaus zeigt zwei weitere Besonderheiten. Gegenüber dem Eingang befindet sich im Erdgeschoss ein wandfüllendes bergmännisches Sgraffito, eine Putz-Kratz-Technik, erschaffen von Walter Mönkemeyer 1953. Im Obergeschoss befindet sich der Kultursaal mit seinem ehemaligen Flair der 1950er Jahre. Dieser Saal wurde vom Eigentümer in den Jahren 2019/20 umfangreich saniert und nach den neuen brandschutztechnischen Richtlinien umgebaut. Das Dach des Kulturhauses ist einseitig (Südostseite) mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet worden. Die Dachfläche wurde bei der Sanierung mit schwarzem Schiefer gedeckt.
In dem Gebäude befinden sich heute das Museum des Besucherbergwerkes und die Gaststätte „Sauberg Klause“. Erbaut wurde es im Jahr 1916 als Schlosserei und Schmiede. Bis in die letzte Betriebsperiode 1990 waren dort die Gewerke der Schlosser und Schmiede, sowie Werkstätten und ein Lager untergebracht. Das eingeschossige Gebäude verfügt straßenseitig über eine regelmäßige Fensteranordnung mit zwei verschiedenen Fenstertypen, ergänzt durch einen Eingang mit vorgesetzter Treppe. Straßenseitig besitzt das Walmdach des Gebäudes vier Dachgaupen sowie eine Schleppgaupe.
Bei dem um 1950 errichteten Pförtnerhaus handelt es sich um ein eingeschossiges, kleines Gebäude. Das Flachdach des Gebäudes ist mit Dachpappe gedeckt.
Das Trafohaus wurde um 1912 erbaut, um die erste elektrische Fördermaschine mit Strom zu versorgen. Heute ist in dem Trafohaus die Netzanschlussstelle des Besucherbergwerkes untergebracht. Das Trafohaus besteht aus zwei Gebäudeteilen. Der markante, gemauerte Turm hat einen quadratischen Grundriss. Er hat keine Fensteröffnungen und ist mit einem pyramidenförmigen, mit schwarzen Schiefern gedeckten Dach abgeschlossen. Bei dem zweiten Gebäudeteil handelt es sich um ein eingeschossiges Bauwerk mit einem Satteldach. Das Gebäude hat in der Südseite zwei zweiflügelige Metalltüren. Zugang zum Trafohaus erhält man durch den Eingang auf der Nordseite.
Das Gebäude beinhaltet die Lampenstube, die Grubenwehr, die Grubenleitung, sowie eine Kaue. Kaue und Lampenstube werden für die Besucher des Besucherbergwerkes genutzt. Das flache Satteldach ist mit Dachpappe gedeckt und hat kleinere Dachaufbauten.
Bei dem Bergarbeiterdenkmal handelt es sich um einen gemauerten Turm. Er wurde 2001 durch die Berggrabebrüderschaft in Bruchsteinbauweise neu errichtet. Nachempfunden wurde er dem ehemaligen Oswald-Barthel-Turm, der von 1928 bis 1985 ca. 500 m nordöstlich auf dem Gelände stand und 1985 in Folge eines Tagesbruches versank. Im Turm sind Gedenktafeln angebracht. Sie enthalten die Namen für nachweislich 170 tödlich verunglückte Bergleute des Ehrenfriedersdorfer Bergbaureviers seit dem 16. Jhd.
Unter einem Strossenbau versteht man den Abbau von oben nach unten. Es handelt sich hierbei um die älteste Abbaumethode für Gangerzbergbau. Bei den Strossenbauen in Ehrenfriedersdorf handelt es sich u.a. um Baue auf dem Einigkeiter Gangzug und dem Leimgrübner Gangzug. Die Gangzüge verlaufen dabei nahezu parallel in Nordost-Südwest-Richtung. Südwestlich dieser beiden Strossenbaue befindet sich der Prinzler Strossenbau. Der Einigkeiter Strossenbau wurde teilweise wieder für Besucher des Bergwerkes begehbar gemacht und eine Kaue neu aufgebaut. Beim damaligen Abbau in den Strossenbauen lagerte man das taube Gestein auf ein aus Rundhölzern hergestelltes künstliches Dach (darüberliegende Strosse) ab. Durch diese Methode wurde der entstandene Hohlraum gleich wieder verfüllt und stabilisiert. Man ersparte sich den Transport der tauben Massen nach Übertage.
Im 13. Jahrhundert dominierte im Ehrenfriedersdorfer Bergbaugebiet der Zinnseifenbergbau. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts kam der Zinnseifenbergbau allmählich zum Erliegen. Die Sand- und Kiesrückstände, genannt „das unhaltige Gestein“, blieben in Form der heute noch sichtbaren Raithalden aus dem 13./14. Jahrhundert in den Tälern rund um Ehrenfriedersdorf, z.B. dem Greifenbachtal, als Zeugen dieser ursprünglichen bergmännischen Tätigkeit zurück.
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